Hallo ihr lieben Leser,
hier schreibt Euch ein lübecker Jung, ein Hanseat, von 62 Jahren. Aufgewachsen bin ich in der schönen Inselstadt Ratzeburg. Durch einen schweren Unfall und einen bei dem ich meinen rechten Arm verlor bin ich mehrfach behindert und Rollstuhlfahrer geworden. Ich bin anfallsleidend aber trotzdem lebenslustig. Gerne bin ich mit meinem "AOK-Chopper" an der frischen Luft unterwegs und unternehme freudig etwas, wenn möglich. In der Zukunft ist auch die Anschaffung eines Hundes geplant, der mir Lebensfreude gibt, ich dann eine sinnvolle Aufgabe habe!
Meine weitere n Interessen liegen in den Bereichen Hörbücher, Filme, Musik, und bei einer Tasse Kaffee nette Gespräche zu führen. Ebenso bewege ich mich gerne im Wasser und sauniere gerne.
Nach einer langen Reise durch etliche Krankenhäuser und Reha Kliniken in ganz Deutschland landete ich am 23.08.1983 in einem Heim für geistig und mehrfach Behinderte in Heide/ Holst.. Es war die Hölle für mich, ich wurde gemieden, ausgegrenzt, gemobbt auch von den Erziehern! Aber mein Vater war mein rechtlicher Betreuer und bestimmte, das ich dort zu bleiben hätte.
Tagsüber waren wir in der angegliederten Werkstatt und ich musste Schrauben zählen, Gummi für Velux-Fenster schneiden oder Fliess für diese. Oder andere nervtötende Tätigkeiten: Immer von Geisteskranken umgeben. Mein Vater hatte kein Einsehen, ich sollte dort bleiben! 18 Jahre wurden es. Dann bezog ich meine eigene Wohnung in Schwarzenbek. Dort ging es irgendwie. Dann lernte ich über das I-Net Sabine kennen, doch es dauerte noch bis wir zusammen kommen sollten. Dann ging es nach Ratzeburg, in die Nebenwohnung von meinem Vater. In dieser Zeit telefonierten Sabine und ich jeden Tag miteinander - Stunden. Wir hatten es schon länger vor, doch dann stand es fest, ich ziehe ins Ruhrgebiet. Lange Rede, kurzer Sinn, ich packte meine 7 Sachen, nachdem mein Schatz eine entsprechende Wohnung gefunden hatte. Habe nun meine Heimat in Essen gefunden.
Jetzt lebe ich seit 13 Jahren in meiner eigenen kleinen beschaulichen Wohnung und genieße in meinem Liegesessel täglich bei einer Tasse Kaffee WDR4, das entspricht meinem Musikgeschmack.
Über die Jahre habe ich festgestellt, dass das zusammenleben mit Menschen sich überwiegend als Enttäuschung herausgestellt hat. Die monetären Zwecke der Menschen überwogen meist.
Die liebe von Tieren habe ich als ehrlicher empfunden.
Allerdings habe ich hier in Essen meine Freundin für´s Leben gefunden die mit mir durch Dick und Dünn geht bis zur Selbstaufgabe. Wir beide lieben uns wirklich. Sie ist der erste ehrliche Mensch mit wahren Gefühlen den ich getroffen habe.
Mein Alltag ist meist durchgeplant und routiniert, hierzu gehört wie bereits genannt, das geweckt werden mit WDR4, um punkt 10:05 Uhr holt der Pfleger mich aus dem Bett und begleitet mich ins Badezimmer und hilft mir bei meiner Körperpflege. Nach dieser werde ich in meiner Tageskleidung ready gemacht. Danach geht es ab in meinen Sessel, wo mir der Pfleger ebenfalls bei der Medikation behilflich ist. Nach erhalt meiner Medikamente geht es direkt an den Frühstückstisch. Dort steht die dampfende Tasse Kaffee und meine scheibe Brot mit Wurst.
Nachdem ich diese gegessen habe und der Tisch abgeräumt ist, werde ich fertig gemacht zum Spaziergang. Dieser kann von 45 min bis hinzu 3 Stunden dauern, je nach Lust und Laune von mir und was natürlich auch von der Wetterlage abhängig ist.
Wenn wir unterwegs Hunde treffen, habe ich immer Leckerlies im Gepäck. Eine kurze Streicheleinheit ist inklusive und ein Smaltalk mit den Hundehaltern und weiter geht es.
Auf halber Strecke ist ebenfalls ein Cappuccino ein Teil dieser Routine, mal in der Bibliothek und mal beim Bäcker.
Sind wir wieder zurück, werde ich wieder in meinen Fernsehsessel gesetzt und der Pfleger bringt meinen AOK-Chopper wieder in die Garage zurück.
Während dieser Zeit - wie könnte es anders sein - läuft erneut WDR4. Ist der Pfleger wieder da, wird sich kurz verschnauft und dann das Mittagessen zubereitet.
Nach dem Mittagessen setze ich mich wieder in meinen Sessel und schaue TV oder unterhalte mich mit dem Pfleger oder beschäftige mich mit dem Laptop.
Um 16:00Uhr kommt meine Freundin Sabine, dann hat der Pfleger Feierabend. Wir besprechen dann tagesaktuelle Ereignisse und verbringen den Nachmittag zusammen in meiner Wohnung. Ab und an bringt sie Kuchen für den Kaffee mit, oder mal ein Eis. Ab und an schauen wir mal gemeinsam eine DVD, oder hören bestimmte Musiktitel. Zum Abend hin bereitet sie das Abendbrot vor, dies lasse ich mir dann gut schmecken.
Um 22:00 Uhr kommt dann der Nachtdienst, der wird dann über den Tag in Kenntnis gesetzt, ob es epileptische Anfälle gab, oder sonstige Krankheitssyndrome. Ist dies alles erledigt bringt der Pfleger mich ins Schlafzimmer, entkleidet mich führt mich ins Badezimmer, ich setze mich auf das WC und putze mir die Zähne, er wäscht mich danach und bringt mich dann wieder ins Schlafzimmer. Legt mich auf´s Bett und zieht mir den Schlafanzug an. Nachdem er mich auf den Bettrand gesetzt hat, kommt Sabine und gibt mir die letzten Medikamente. Dann wird mir meine Schlafmaske aufgesetzt, und ich sanft von ihr zu Bett gelegt.
Nachdem mich Sabine warm eingepackt hat, sagt sie mir gute Nacht und geht. Dann wechselt sie noch ein paar Wörter mit dem Pfleger und geht.
Mein Traum,
ist es so lange wie möglich eigenständig in dieser Wohnung leben zu können und einen vierbeinigen Begleiter in Form eines Hundes (Neupfundländer), an meiner Seite haben zu können. Einer meiner Hauptziele ist es, so lange wie möglich ein Selbstbestimmtes Leben führen zu können, mit allen schönen Facetten. In eine heimähnliche Einrichtung möchte ich nicht wieder. Aktuell scheint es so, als müsse ich mir darüber im Moment keine Gedanken machen.
Auf diesem Wege suche ich Kontakt zu ehrlichen, fröhlichen, aufgeschlossenen Menschen die gerne mit mir etwas zusammen unternehmen wollen.
Ich freue mich über jede Kontaktaufnahme.
Viele liebe Grüße
Stefan